"DAS ÄLTESTE DER WELT".

Wir schreiben hier und heute nicht über ein Gewerbe, sondern über ein – Gewebe. Hergestellt aus jenem roten Faden, der sich mehr als 500 Jahre lang durch die deutsche Biergeschichte zieht.

Das Reinheitsgebot – ja, das bekannte, das so besprochen wird, als wäre es das einzige, das es je gegeben hat, also jenes nach dem bayerischen für Bier aus dem Jahre 1516 – gilt als das älteste heute noch gültige Lebensmittelgesetz der Welt. Man hält so innig an ihm fest, dass schnell klar ist: Da handelt es sich nicht um eine rein wissenschaftliche Umarmung. 

Da geht es um einen Mythos.

Kein Wunder, dass man danach bestrebt war, es in die Liste der Weltwunder der Neuzeit, vulg. „Weltkulturerbe“ zu bringen.

Die gelungene Konstruktion des Begriffes

Als altgediente Marketing-Experten sind wir restlos davon überzeugt, dass der Begriff „Reinheitsgebot“ vor allem das Zeug zu einer exzellenten Marketing-Aussage hat. Das lässt sich gut argumentieren: „Rein“ ist ein kraftvoller Laut. Worte sind zumeist nicht „neutral“ belegt, fast alle haben eine Tendenz ins Gute oder Schlechte. „Rein“ ist ein Wort mit ausgesprochen positiver Konnotation. Der zweite Teil des Kompositums ist ebenso glücklich. Ein „Gebot“ wirkt stark ohne negativ zu sein (wie etwa ein „Verbot“). Würde das ganze „Schadstoffverbot“ heißen, hätte es nicht einmal den Bruchteil der Kraft, welche „Reinheitsgebot“ verströmt.

Hinzu kommt, dass das Reinheitsgebot anders, als fast alle Marketing-Neologismen nicht nur eine hohle Sprachblase darstellt, sondern auf ein (mehr oder weniger – siehe “Irrtümer”) gültiges Gesetz verweist. Eines, an das sich weit über tausend 1.500 Betriebe halten (müssen) und das zu einem anerkannten Kulturgut eines großen Staates geworden ist – unabhängig von der Tatsache, dass die UNESCO es nicht in die Liste “Weltkulturerbe” aufgenommen hat. Das große Jubiläum am 23. April 2016 hat bewirkt, dass Brauereien wie veröffentlichte Meinung, sich besonders intensiver mit dem Reinheitsgebot auseinandergesetzt haben.

Reinheit ist ein hehres Streben

Unabhängig vom Sinn oder Unsinn dieses legistischen Verwirrspiels: Es ist ein hehres Streben, die große Tradition deutscher und anderer in Deutschland wirkender Braumeisterinnen und Braumeister fortzusetzen. Nämlich aus nur vier Rohstoffklassen eine unübersehbare Fülle an bierigen Köstlichkeiten herzustellen.

Diese Zusammenstellung wurde von wegro communications (damals wegro – Institut für Bierkultur) 2014 erstellt und für das neue wegro-web 2022 überarbeitet.