Ein gutes Presseportal ist keine „Rocket-Science“ und bringt dennoch Hektoliter.

Anruf bei einer deutschen Brauerei Mitte März 2019: „Ich bräuchte, bitte, Ihre jüngste Presse-Aussendung, leider ist sie im Pressebereich auf Ihrem Web nicht auffindbar.“ Diese Tatsache alleine ist schon merkwürdig, wurde aber durch die Reaktion der Dame am anderen Ende der Leitung noch übertroffen. Entrüstet sprach sie, angesichts meiner Rufnummer: „Wozu denn, Sie sind ja aus Österreich?“ Nach einigem Betteln und Bitten sowie einer schriftlichen Eingabe bekam ich ein wortloses E-Mail mit dem Pressetext. Immerhin.

Presse? Panik!

Ein Einzelfall? Mitnichten. Ambivalenz regiert das Gefühlsleben in Wirtschaftsbetrieben, wenn „Die Presse“ ins Spiel kommt. Das zeigen auch zahlreiche Brauerei-Sites im jeweiligen Pressebereich, so ein solcher überhaupt vorhanden ist. Presseaussendungen (also ohnehin längst veröffentlichte Texte und Bilder) werden nicht selten wie Geheimdokumente behandelt, gut versteckt oder in verschlüsselte Bereiche gesperrt. Bilder gibt es, wenn überhaupt, dann nur in Mickymausgrößen. Ansprechpartner werden wie Geheimagenten abgeschirmt.

Die einzig sinnvolle Lösung: Totale Offenheit

Tatsächlich gibt es nur eine vernünftige Lösung: Totale Offenheit. Materialien müssen zum Herunterladen bereitgehalten werden; Bilder, idealerweise auch in druckfähigen Auflösungen (300 dpi, entsprechende Formate). Ansprechpartner sind mit Foto, Funktion und vollem Namen zu nennen, dazu Mobil-Nummer und persönliche Mailadresse (die auch regelmäßig abgefragt wird).

Bildmaterial

Perfekte Packshots inklusive Flaschen- und Glas-Freisteller gehören ebenso in den Download-Bereich wie Portraits, Stilleben und Stimmungsbilder. Starke Bilder kommunizieren schließlich wesentlich effizienter als jeder Text.

Logos, Werbematerialien und Sujets, Pressemeldungen

Werbesujets, Logos und dergleichen sollten ebenfalls zum Herunterladen bereitgestellt sein. Es kann doch nichts Besseres passieren als kostenlose Views der Sujets. Es scheint selbstverständlich, dass Pressemeldungen – übersichtlich sortiert – heruntergeladen werden können. Tatsächlich findet man derlei auf den wenigsten Brauereiwebs.

Leicht zugänglich

Der Pressebereich sollte leicht auffindbar und zugänglich sein. Bereiche mit Zugangsbeschränkung nerven tierisch, selbst wenn die Zugänge liberal verteilt werden – wir Journalisten arbeiten oft auch nachts und am Wochenende. Ein Link zur Anmeldung für den Erhalt regelmäßiger Presse-Aussendung sollte ebenso vorhanden sein wie die Pressemappe und die Unternehmensgeschichte zum Herunterladen.

Fazit:

Bezüglich Pressebereich am Brauereiweb arbeiten die Großen meist deutlich besser als kleinere oder mittelständische Brauereien. Erfolgreiche PR sind unter anderem auf Offenheit und Zugänglichkeit begründet. Ein perfekter Pressebereich am Brauereiweb leistet einen wesentlichen Beitrag zum Kommunikationserfolg einer Brauerei und ihrer Biere.

Erschienen in Leidenschaft Craft, Ausgabe 2019/1