Das gar nicht verflixte siebte Jahr einer Gruppe in Facebook.

Bereits im Januar 2013 wurde die „Craftbier-Gruppe“ in Facebook gegründet. Sie wurde bald nach der Gründung in „(Craft-) Bier im deutschsprachigen Raum“ umbenannt. In den „sozialen“ Medien gibt es zahlreiche Inhalte, die mit Bier zu tun haben. Sie reichen von Börsen für „Craft-Beer-Brauereibedarf und Maschinen“ bis hin zu Witzseiten.

Ja, das Thema Bier reizt manche zum Kalauern; aber es gibt auch Leute, die sich „ernsthaft“, wenn nicht unbedingt immer nur „bierernst“ über Gebrautes aus- tauschen wollen. Seit inzwischen sieben Jahren gelingt das meist recht gut innerhalb der Facebook-Gruppe „(Craft-) Bier im deutschsprachigen Raum“.

Heterogene Mitgliederstruktur

Knapp zehntausend Mitglieder sind es inzwischen (9535 am 7. September 2020). Da ist es durchaus fordernd, Diskussionen in einem gewissen Rahmen zu halten, ohne allzu sehr einzugreifen. Die Mitglieds-Struktur einer solchen Gruppe ist naturgemäß heterogen, wenn man sowohl Leute ansprechen möchte, die mit Bier professionell zu tun haben, als auch „reine“ Biergenießer. Hinzu kommt, dass Bier in allen Bevölkerungs- schichten beliebt ist. Bier kennt weder soziodemografische Grenzen, Genießer von Gebrautem finden sich in praktisch allen politischen Strömungen und unter den meisten Geisteshaltungen. In diesem Umfeld müssen „Admins“ ein Klima schaffen und aufrecht erhalten, das einer lebendigen, zugleich friedlichen Diskussion förderlich ist.

Fahndung nach diversen Quellen

Die Gruppe „(Craft-) Bier im deutschsprachigen Raum“ wird gerne dazu benützt, nach Quellen zu fahnden. Das beginnt bei einfachen Fragen, wie „Ich fahre kommendes Wochenende nach XYZ. Gibt es dort gute (Craft-)bier-Lokale?“ Oder: „Ich möchte gerne ein Bierabo abschließen. Soll ich xxx oder yyy wählen?“ Auf eine solche Frage gab es erst vor Kurzem dreiunddreißig, zumeist hilfreiche Kommentare. Oder: „Weiß jemand, wo ich das Bier xxx kaufen kann?“ Auf eine solche Frage bekommt man meist innerhalb weniger Minuten eine brauchbare Antwort. Die Gruppe ist auch sehr hilfreich, wenn es um Recherchen geht. Wir haben den Schwarm schon ein paar Mal angesprochen. Jedes Mal bekamen wir ein gerüttelt Maß an Unterstützung. Als Beispiel möge „Birgit‘s Bierstilkunde“ in dieser Ausgabe von Leidenschaft Craft dienen.

Die Statistik zeigt, dass zurzeit in der Gruppe täglich mehr als 200 Interaktionen stattfinden. Jeden Tag werden Beiträge eingestellt, meist zwischen vier und zehn. Tasting-Eindrücke werden besonders oft gepostet, manchmal lösen sie rege Diskussionen aus. Gelegentlich werden offene Stellen angezeigt, sie fallen auf fruchtbaren Boden. Neue Biere, speziell Collaborationbrews, werden ebenso gerne präsentiert wie Bierveranstaltungen. Im August gab es etwa die Ankündigung eines „Early Medieval Beer Brewing“ oder die Vorschau auf das Programm des ersten Hamburg Beer Weekends.

Bierbeiträge „journalistischer Art“ dürfen gepostet und beworben werden

Lange Zeit war den Mitgliedern das Präsentieren ihrer eigenen „journalistischen“ Beiträge untersagt. 2019 wurde das jedoch erlaubt. Die Regel dazu lautet heute: „Blogbeiträge, Podcasts, journalistische Beiträge können eingestellt und beworben werden, auch von jenen Personen, die sie erstellt haben“. Diese Maßnahme hat zu einer weiteren Verbesserung der inhaltlichen Qualität geführt.

Überhaupt hat sich im Laufe der Zeit ein Regelwerk herauskristallisiert. Neben üblichen Verboten, wie jenem von Hasspostings oder allzu penetranter Reklame, wurde das Einstellen von Witzen untersagt. Das Posten von Bierbildern ohne Verkostungsnotiz ist nicht erlaubt. Die Regel wird so erklärt: „Das muss natürlich keine professionelle Beschreibung sein – einfach hinschreiben, was aus dem Glas riecht, was die Zunge reizt…“ Dieses, auf den ersten Blick vielleicht seltsam anmutende Verbot hat sich als sinnvoll erwiesen. Im Sommer 2020 haben die Admins nachgefragt, ob die Regel bestehen bleiben soll. Innerhalb kurzer Zeit haben dreihundert Mitglieder abgestimmt; 290 dafür, 8 dagegen.

Erfolgreiche Beiträge, Mitleser und Aktive

Jüngst wurde ein Beitrag in die Gruppe gestellt, in dem es, mit einem Schmunzler des Autors, um die „Evolution“ von Lagerbieren – über IPA’s, Big Stouts, Sours hin zu – Lagerbieren ging. Dieser Beitrag erfuhr bis Ende August 4357 Aufrufe, 143 Reaktionen und 34 Kommentare. Fragen, zu denen praktisch jeder eine Antwort weiß, erzeugen naturgemäß viele Reaktionen in Facebook-Gruppen. Die folgende: „Habt ihr Stile, mit denen ihr nach wiederholtem Probieren einfach nichts anfangen könnt? […]“ erzeugte 4043 Aufrufe, 26 Reaktionen und 72 Kommentare. Gepostete Reaktionen gewähren auch den still Mitlesenden Einblicke in die Akzeptanz von Stilen und Sorten. Die „Mitleser“ stellen einen gar nicht kleinen Teil der Mitglieder. Oft erfährt man aus der Gruppe Neuigkeiten schneller als aus Nachrichtenportalen.

Die Gruppe wird von drei Personen administriert. beerkeeper Arthur Koncar, ein IT-Spezialist, der sich vor allem um technische Belange kümmert. Der Autor dieser Zeilen ist seit 2013 Administrator, seit 2014 mit seinem aktuellen „Profil“. Seit ein paar Monaten wird die Gruppe auch von der Leidenschaft Craft-Redakteurin Birgit Rieber administriert. Sie ist Diplom-Biersommeliere und beerkeeper [Master Level].

Weibliche Mitglieder höchlichst erwünscht

Eine Baustelle soll nicht unerwähnt bleiben: Die Verteilung der Geschlechter. 91 Prozent der Gruppenmitglieder sind Männer. Wenigstens ist eine der drei Admins weiblich. Hier besteht Nachholbedarf. Denn die Geschlechterverteilung sieht beim Biergenuss, aber auch bei den Bierprofis wenigstens etwas besser aus.

Mit Stichtag 3. September stammten 7864 Mitglieder aus Deutschland, 684 aus Österreich und 335 aus der Schweiz. Deutlich dahinter folgen die USA, Italien und die Niederlande. Im Städte-Ranking führt die „Stadt weltberühmter Biere“, München, vor Berlin, Hamburg und Wien. Danach folgen Köln, Nürnberg, Stuttgart. Anfang Juni 2020 umfasste die Gruppe 9413 Mitglieder, Am 7. September betrug die Mitgliederzahl 9535. Womöglich dürfen wir noch in diesem Jahr das zehntausendste Mitglied begrüßen.

Erschienen in Leidenschaft Craft 2020/2 (November 2020)